Deutscher Name: Wildbirne
Botanisch: Pyrus pyraster
Familie: Rosengewächse
heimisch | selten geworden
Höhe: Strauch ca. 3-5 m Baum ca. 8-10 (15) m
Wuchs: sehr variabel im Erscheinungsbild. Manchmal eher wie ein Strauch, aber im Alter auch bisweilen baumartig. Eigenwillige, charakterstarke Strauch- oder Baumformen ausbildend.
Blüte: April-Mai, weiß, Kronblätter unterseits manchmal rosa, rote Staubbeutel, ca. 2-4 cm Durchmesser
Nektar/Pollenwert: 2/3 (Höchstwert 4/4)
Frucht: bis ca. 3 cm Größe, kugelig bis birnförmig auf langen Stielen. Von herb-astringierendem Geschmack. Zahlreiche Ansammlungen von Steinzellen finden sich in den Früchten. Reife meist nicht vor Oktober. Vielfältige ursprüngliche Inhaltsstoffe.
Blatt: lang gestielt, rund bis breit elliptisch, glänzend
Herbstfarbe: oft prächtig gelb – orangerot
Äste: Bei der Wildbirne werden im Gegensatz zu Birnen-Kulturformen an den Ästen teils dornige Kurztriebe gebildet.
Standort: Sonnige Gebüsche, Hänge, Mischwälder, nährstoffreiche Auwälder; wärmebegünstigte Lagen. Hitzeverträglich aber etwas spätfrostgefährdet. Keine Frostlagen oder Lagen, in denen sich im Winter gerne Kälteseen bilden (Tallagen in höheren Regionen). Zu feuchte oder nasse Lagen meidet sie ebenso, ansonsten aber sehr anpassungsfähig.
Vorkommen: Westeuropa bis zum Kaukasus. In Mitteleuropa in wärmeren Gegenden verbreitet wie Mittel- und Süddeutschland. Sie wächst bis in eine Seehöhe von etwa 900 m.
Sie fehlt in Nordeuropa, da sie wärmebedürftig ist. Süd- oder Süd-Westhänge, gerne mit Eichen, Ulmen und Hainbuchen vergesellschaftet.
Derzeit steht die Wildbirne in verschiedenen Bundesländern auf der roten Liste gefährdeter Arten.
Deutschland: Auwälder an Rhein und Elbe, zerstreut bis selten in allen Naturräumen
Österreich: In allen Bundesländern vereinzelt oder in kleinen Beständen
Die Wildbirne hat – wie alle Wildobstarten – einen hohen ökologischen Nutzen. Sie ist eine vorzügliche Bienen- und Hummelweide. Zahlreiche Schmetterlingsarten benutzen die Birne als Futterpflanze für ihre Raupen (Weidenbohrer, Großer Fuchs, Goldafter, Kupferglucke). Die Früchte werden von besonders vielen Tierarten genutzt (z. B. Schmetterlinge, Siebenschläfer, Marder, Dachs, Igel).
Aufgrund der oft zahlreichen Sprossdorne ein gutes Vogelschutzgehölz.
Die Scheibenblüten von Birnen sind gut zugänglich für eine Vielzahl von Insekten. Besonders für Zwei- und Hautflügler wie etwa Bienen und Hummeln, stellen Wildbirnen eine ergiebige Nektar- und Pollenquelle dar.
Trotz oder vielleicht gerade wegen ihres herben Geschmacks eine interessante Frucht zur weiteren Verarbeitung. Saft und Marmelade würde sich anbieten – dies „entschärft“ auch die Steinzellen, die den Genuss eines Direktverzehrs deutlich mindern. Schnäpse können gebrannt oder Maischen damit veredelt werden.
Das Holz von wilden Birnen ist sehr begehrt. Es ist schwer, hart und dauerhaft und wurde früher vielfältig verarbeitet (Messinstrumente).
Tipps & Wissenswertes:
Wie auch bei vielen anderen „Wilden“ Obstarten sind die Grenzen vielfach verschwimmend und es kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, wieviel ursprüngliche Wildbirne, Kulturbirne, Sämling von Kulturbirnen in einem vorgefundenem Gehölz tatsächlich steckt. Die Beschäftigung damit macht aber immer Spaß und zeigt die unglaubliche Vielfalt unserer heimischen Pflanzenwelt auf.
Wildbirnen können ca. 100-150 Jahre alt werden.
Die recht ähnlichen Mostbirnen zählen bereits zu den Kulturbirnen.
Die Wildbirne gilt als eine zahlreicher Stammform der heutigen, modernen Birnensorten.
Dem Kaukasus verdanken wird diese wunderbare Entwicklung durch das heute nicht mehr nachvollziehbare Einkreuzen verschiedenster ursprünglicher Birnensorten.
Im Auftrag der deutschen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wurden im Rahmen des Projekts Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen seltener Baumarten in Deutschland in den Jahren von 2010 bis 2013 die Vorkommen von zehn seltenen heimischen Baumarten in den deutschen Wäldern ermittelt. Von der Wildbirne wurden dabei in Deutschland 14.000 Exemplare erfasst.
Quellen: Wikipedia, galasearch.de, Enzyklopädie der Wildobst und seltenen Obstarten (Pirc)