Besonderheit: aus Samen gezogen
Deutscher Name: Echte Mispel
Botanisch: Mespilus germanica
Familie: Rosengewächse
mehrjährig | heimisch | sommergrün | winterhart
Höhe: ca. 300 – 500 cm hoch und breit, allerdings erst nach vielen Jahrzehnten
Blüte: weiß, einzeln stehend, auffällig
Blütezeit: (Ende April) Mai – Anfang Juni
Frucht: kleine, apfelförmige Früchte mit etwas filziger Schale, Fruchtmus nach Frosteinwirkung Oktober/November weich und roh genießbar, mild, wohlschmeckend, 20 – 30 kg von ertragreichen Bäumen
Wuchs: breit, oft sparrig-malerisch, häufig mit gedrehtem, kurzem Stamm. Äste gern knieartig gebogen, langsamwüchsig
Herkunft: Fossile Funde belegen die Mispel bereits im Tertiär im Kaukasusgebietes des heutigen Georgiens. Seit etwa 1000 v. Chr. ist sie um das Kaspische Meer in Kultur, sie war auch in Babylonien und im alten Griechenland bekannt.
Wahrscheinlich gelangte sie über die Römer dann in unsere Breiten. Bereits im Mitteleuropa war sie in Europa ihrer Früchte wegen hoch geschätzt und viel gepflanzt. Karl der Große etwa gab Anweisungen, die Mispel in seinem Einzugsgebiet zu pflanzen.
Heute ist sie leider selten geworden.
Lebensraum, Standort: wärmeliebend, sommerliche Trockenheit gut ertragend, sonnig – halbschattig, stellt keine besonderen Ansprüche. Sonnige Waldränder, Schlehengebüsche oder auch in hellen, warmen Eichen-Hainbuchenwäldern
Boden: anspruchslos, mäßig trocken – frisch, tiefgründige, kalkhaltige Lehmböden werden bevorzugt
Verwendung im Garten: Einzelgehölz oder in gemischten naturnahen Hecken und Abpflanzungen
Anwendungen: Das Fruchtmus wirkt adstringierend, harntreibend, leicht fiebersenkend und blutreinigend. Es reguliert auf besonders sanfte Weise die Darmtätigkeit und kann somit gut bei Durchfall einsetzt werden. Auch Menschen mit empfindlichem Magen vertragen die Früchte der Mispel gut.
Die großen, leicht zugänglichen Blüten sind beliebt bei Honig- wie Wildbienen, Hummeln und diversen anderen Insekten.
Auch ein Vogelschutz und Vogelnährgehölz. Sogar Eichkätzchen, Marder, Rotwild, Wildschweine wissen um die feinen Früchte.
Die Früchte bleiben bis zu den ersten Frosteinwirkungen steinhart (ähnlich den Früchten von Schlehen oder Hagebutten). Danach färben sich die apfelförmigen Früchte in ein warmes zimtbraun und warten mit einem köstlichen Fruchtmus auf. Zum Direktgenuss gleich nach dem Brocken einfach heraus saugen – mmmh! Der säuerlich-aromatische Geschmack ist wohlschmeckend und passt perfekt in die Winterszeit. Erntet man die Früchte noch im harten Zustand – etwa zum Verkauf, benötigen sie einige Wochen bei kühler Lagerung, um weich zu werden und den angenehmen Mispelduft auszuströmen.
Aufgrund des hohen Gerbstoffgehaltes sind die Früchte vielfältig wirksam und in der Volksmedizin gut anwendbar. Durch die ausgewogene Mischung von Gerbstoffen, organischen Säuren und Pektin sind sie ein wertvolles Mittel zur Regulierung der Darmtätigkeit.
Sie enthalten neben Fruchtzucker auch viel Vitamin C, Stärke und Apfelsäure. Mineral- und Ballaststoffe, Pektin und Tannin, in geringen Mengen Fett, Ballast- und Eiweißstoffe
Pur oder anderen Früchten beigemengt verleiht die Mispel Marmeladen, Kompotten, Gelees oder Sirupen eine besondere, feine Note. Mispeln kann man gut in Schnaps einlegen.
Zubereitung von Mispelmus: Das reife Fruchtmus samt Kernen aus der ledrigen Schale ausdrücken. Das Mus mit etwas Wasser verdünnen, bis sich eine cremige Konsistenz einstellt. Danach durch ein Sieb streichen. Das Mus nun erhitzen und drei Minuten lange köcheln. Heiß in saubere Gläser füllen und zum Abkühlen umdrehen. Das Mus ist OHNE Zuckerzusatz gut haltbar, ist aber nach dem Öffnen rasch aufzubrauchen (einige Tage).
Tipps & Wissenswertes:
Aufgrund der späten Blüte besteht so kaum Spätfrostgefahr was regelmäßige Erträge begünstigt.
Tipps: Aufgrund ihres ausladenden Wuchses eignet sich die Mispel langfristig auch als guter Schattenspender. Mit den Jahren entsteht ein eleganter, ausladender kleiner Baum bzw. breiter Strauch. Die Mispel ist ein besonders gesundes Gehölz, welches keine Anfälligkeiten für diverse Obstkrankheiten hat.
Die wild wachsenden Mispeln vermehren sich über die schwer zum Keimen zu bringenden Samen. Diese werden durch Vögel, Eichhörnchen, Rehe und Wildschweine verbreitet. Die im Handel erhältlichen Sorten werden aber allesamt durch Okulation oder Pfropfen weitervermehrt, um die jeweilige Sorte zu erhalten. Als Unterlage dienen dabei etwa der sehr nah verwandte Weißdorn, auch Birne, Quitte und Eberesche.
Buchtipps
Siegfried Tatschl, 555 Obstsorten, löwenzahn Verlag
Helmut Pirc, Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten, Leopold Stecker Verlag
Fleischhauer + Guthmann + Spiegelberger, Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, AT Verlag