Gewöhnliches Leinkraut, Echtes Leinkraut
Synonyme: Frauenflachs
Familie: Wegerichgewächse
Alte heimische Heil- und Hummelpflanze
Blütezeit: Ende Juni-Oktober
Blüte: aufrechte, schwefelgelb-orange Trauben mit dem typischen Löwenmaul-Blütchen
Samen: ca. 2-3 mm große, flache Segelflieger, die in sehr großer Zahl gebildet werden (bis zu 32.000 Samen/Pflanze). Die Verbreitung erfolgt über den Wind, aber auch durch Tiere, an denen sie anhaften. Auch Ameisen vertragen die Samen.
Wuchs: das Leinkraut breitet sich gut über Wurzelausläufer aus und bildet so mehr oder weniger große Gruppen. Der Wuchs ist je nach Standort und Begleitvegetation recht mannigfaltig. Auffallend sind die freundlich leuchtenden, aufrechten Blütenstände.
Standort im Garten: sehr bodentolerant, auf allen nicht zu feuchten Böden. Sehr schwere oder auch staunasse Böden werden eher gemieden oder es bleibt dort kurzlebig. Warme, sonnige Böschungen werden sehr gerne besiedelt, aber auch etwas schlottrige oder sandige Substrate. Nährstoffreiche bis ärmere Böden passen gut.
Vorkommen. Ganz Europa vom Süden etwa ab dem nördlichen Balkan bis weit über den Polarkreis hinauf fühlt sich das Leinkraut wohl. Als Schuttbesiedler stellt das Leinkraut geringe Ansprüche an den Boden, schätzt aber einen sonnigen Standort. Entlang unzähliger Straßenkilometer besiedelt es die oft recht kargen Bankette. Es steigt bis mindestens 1.300 m Seehöhe auf.
Wildbienen: Der komplizierte Blütenbau ist eine Anpassung oder Abstimmung auf ihre Bestäuben. Diese sind vornehmlich Hummeln und größere Wildbienen. Die als Kraftblumen bezeichneten Blüten können nur von kräftigen und größeren Insekten geöffnet werden. Diese Selektion stellt sicher, dass der Pollen ideal an Hummeln positioniert wird und so für den genetischen Austausch gesorgt ist.
Außerdem kann so eine größere Menge an Nektar für die in Frage kommenden Bestäuber bereitgestellt werden. Die Blüte weist einige sehr spezielle und komplizierte Anpassungen auf. Etwa eine Führungsschiene für die Zunge der Hummel in der oberen Lippe. Die breite Unterlippe muss vom Insekt mit etwas Kraftaufwand nach unten gedrückt werden. Eine Art Federgelenk sorgt für die Beweglichkeit der Unterlippe. Der Pollen wird beim Einkriechen in die Blüte am Rücken der Hummel positioniert. Als Belohnung gibt es eine Portion Nektar.
Schmetterlinge: Einige wenige Schmetterlinge sind imstande mit ihrem langen Rüssel an den Nektar zu gelangen. Der leider vielerorts stark rückgängige Rote Scheckenfalter legt seine Eier auch am Leinkraut ab. Dieses wird dann von den Raupen als Futterquelle genutzt.
Blüten, Früchte, Stängel und Blätter des Leinkrauts sind kulinarisch verwertbar. Die Samen haben einangenehmes, nussartiges Aroma. Früher wurde diese oft dem Brotteig beigemengt. Auch über den Salat oder etwa zu Eierspeise würde das Aroma gut passen. Die Früchte können auch geröstet werden.
Die Blüten schmecken etwas süßlich, erbsenartig und können verschiedentlich, etwa auch als eßbare Deko hergenommen werden.
Triebe und Blätter sind etwas adstringierend, also zusammenziehend. Besonders die noch zarten Frühjahrstriebe können geschält und gedünstet werden. Auch als Bratlinge gemeinsam mit anderen Gemüsen und Kräutern gut vorstellbar.
Außerdem würde sich eine Beimengung zu Hackkräutermischungen und Kräutersalzen anbieten.
Die alte Heilpflanze ist mindestens seit den Kelten in Gebrauch. Die Inhaltsstoffe wie Vitamin C, Gerbstoffe und Falvonoide weisen auf vielfältige innerliche als auch äußerliche Verwendungsmöglichkeiten hin. Auch medizinisch anerkannt ist eine entzündungshemmende Wirkung der Pflanzeninhaltsstoffe. Der Tee kann äußerlich als Kompresse bei schlecht heilenden Wunden oder Augenentzündungen eingesetzt werden. Bei Verdauungsbeschwerden, Gicht und Rheuma, Haut- und Schleimhautproblemen kann eine Anwenung überlegt werden. Auch bei Nieren-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenbeschwerden kann das Leinkraut angemacht werden. Die harntreibende Wirkung kann bei Blasenentzündungen vorteilhaft sein.
Viele Pflanzen haben im Laufe ihrer Entwicklung einen besonders effizienten Schutz gegen diverse Angriffe von innen und außen entwickeln können. Etwa gegen Bakterien, Viren, Pilze oder auch tierische Schädlinge. Diese Inhaltsstoffe machen wir uns bei den Heilkräften zunutze. Sie wirken dann eben auch antiviral, antibakteriell oder als Fungizid.
Ernte: Als Heilkraut wird von Mai bis Oktober geerntet und getrocknet, dies mildert ich den etwas scharfen Geschmack der Triebe.
Zwei bis drei Teelöffel des getrockneten Krautes werden mit heißem Wasser überbrüht. Nach 5-10 Minuten Einwirket kann der Tee getrunken werden. Auch das frische Kraut samt Blüten können als Tee aufgegossen werden. Die Empfehlungen bewegen sich im Bereich von 2-3 Tassen täglich. Überdosierungen können eventuell Durchfälle auslösen.
Aufgrund der enthaltenen Ameisensäure kann ein kräftiger Auszug zum Blondieren oder Aufhellen von Haar verwendet werden. Angeblich wussten schon die Kelten um den schon damals begehrten Blondierungseffekt.
Tipps & Wissenswertes:
Vermehrung: Aussaat im Herbst empfohlen, da sich die kühlen Wintertemeraturen förderlich auf die Keimung auswirken. Als Lichtkeimer maximal hauchdünn mit Substrat Übersieben und fest andrücken. Nicht nass halten. Gehen gerne ungleichmäßig auf, also etwas Geduld empfiehlt sich.
Hinweis zu medizinischen Inhalten und Wirkungsweisen:
Die hier vorgestellten Inhalte geben lediglich einen Überblick über die medizinische Nutzung. Sie stellen keine Empfehlung zur Anwendung dar. Bitte suchen Sie daher immer das Gespräch mit einem Arzt oder Apotheker.
Alle Angaben zu Verwendung, Kulinarik oder vermuteter Heilwirkung gelten ohne Gewähr. Die Angaben dazu haben lediglich informativen Charakter und sollen den Leser keinesfalls zur Selbstmedikation anregen, sondern einen Überblick über den momentanen Wissensstand geben.
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