Deutscher Name: Schmalblättriges Weidenröschen, Rallarros
Synonyme: Rallarros
Botanisch: Epilobium angustifolium
Familie: Nachtkerzengewächse
Staudenriese mit Eroberungsdrang | heimische Hummel- und Schmetterlingspflanze
Rallaros: Eine Schwedische Bezeichnung für Weidenröschen ist das Wort Rallaros. Es bedeutet übersetzt soviel wie „Die Rose des Eisenbahnarbeiter“ (rallare = Eisenbahnarbeiter, ros = Rose). Kein Wunder, blüht sie doch entlang der Bahntrassen in schier endloser Pracht.
Höhe: 60-150 (200) cm
Blütezeit: Juni-August
Blüte: zahlreiche, rosa- bis purpurfarbene, übereinander sitzende Blüten sind in einem langen, senkrechten Blütenstand. Die Blüten sind etwa 2 bis 3 Zentimeter breit. Die Aufblühfolge ist von unten nach oben, wodurch die Fremdbestäubung gesichert ist. Es finden sich daher zur selben Zeit Knospen, Blüten und Früchte an einer Pflanze – ähnlich wie es auch vom Faulbaum her bekannt ist.
Frucht/Samen: Die winzigen, langlebigen Samen besitzen einen langen Haarschopf und können somit als typische Schirmchenflieger Flugweiten von mindestens 10 Kilometer erreichen. Pro Pflanze werden hunderttausende Samen produziert, wodurch sehr schnell neue Flächen wie etwa Kahlschläge besiedelt werden können.
Blatt: schmal lanzettlich (weidenähnlich) ca. 5-20 cm lang, Breite 1-2,5 cm.
Die blaugrün gefärbte Blattunterseite weist deutlich hervortretende Blattadern auf. Der gezähnte Blattrand ist etwas nach unten gebogen.
Herbstfarbe: rot-orange, recht gut wirksam
Wurzel: wegen seines weit und rasch kriechenden Rhizoms gilt das Schmalblättrige Weidenröschen als wichtiger Bodenfestiger.
Wuchs: dichte, aufrechte, hohe Dickichte bildend
Verwendung im Garten:
Aufgrund der effizienten Ausbreitung des Wurzelstockes ist es in übliche Garten- und Beetsituationen nicht unbedingt geeignet. Es besiedelt rasch größere Flächen und verdrängt andere, kleinere Stauden schnell. Durch seine sehr effiziente Versamung kann es in artenreichen Kies- oder Steingärten lästig werden.
Seinen großen Auftritt hat es in naturnahen oder großen Gärten! Dort können fast mystisch schöne und ökologisch sehr wertvolle Bereiche entstehen. Entweder wird es in Wiesenflächen einfach regelmäßig ge- oder vor allem ummäht, was eine weitere Ausbreitung des Wurzelstockes unterbindet oder es wird in Randbereichen oder großen Beeten mit ebenso kräftigen Pflanzpartner (siehe Kombination) vergesellschaftet.
Kübel, Trog: Eine zeitlang in besonders großen Trögen sicher realisierbar
Lebensraum, Standort:
Als sogenannter Rohbodenpionier kann es ärmste Böden, wie auf Kahlschlägen, an Böschungen oder Fels- und Blockschutt rasch und effizient besiedeln.
Insbesondere nachWaldbränden kann es sich auf den freien Flächen sehr schnell ausbreiten. Von dieser Eigenschaft leitet sich der englische Name „Fireweed“ ab, welcher in Alaska und Kanada gebräuchlich ist. So findet es sich auch im Wappen des kanadischen Yukon-Territoriums.
Boden: Prinzipiell keine besonderen Ansprüche. Auf frischen, nährstoffreichen Lehm- oder Gartenböden wird es besonders üppig und hoch.
Vorkommen:
Auf der Nordhalbkugel zirkumpolar, also rund um den Globus verbreitet. Die Vorkommen reichen bis weit in den Norden, in Europa bis weit ins Nördliche Skandinavien. In den Alpen ist das Schmalblättrige Weidenröschen von der Tallage bis in Höhenlagen von 2000 Metern (in den Westalpen bis zu 2500 Metern) anzutreffen.
Eine ökologisch sehr bedeutsame Pflanze, die von vielen verschiedenen Insektenarten viel und sehr gerne genutzt wird.
Vor allem Hautflügler bestäuben die zahlreichen Blüten, die übrigens auch eine sehr gute Bienenweide sind.
Honig, der vom Weidenröschen stammt, soll besonders aromatisch sein.
Das unermüdliche Brummen zahlloser Hummeln am Weidenröschen ist ein wahres Schauspiel.
Mindestens 5 verschiedene Wildbienenarten wurden bereits beim Sammeln von Pollen als Proviant für ihre Brut beobachtet.
Als wichtige Schmetterlingsfutterpflanze für die Raupen vom Nachtkerzenschwärmer, Labkrautschwärmer, Mittlerer Weinschwärmer finden sich mit etwas Glück deren imposante Raupen an den Pflanzen.
Die jungen Frühlingswurzeln werden in Skandinavien ähnlich dem Spargel als Salat oder Gemüse zubereitet. Insbesondere die unterirdischen Pflanzenteile sind reich an Gerb- und Schleimstoffen. Der Grundgeschmack ist süßlich bis scharf.
Oberirdische junge Pflanzenteile schmecken etwa wie Feldsalat. Roh verspeiste Pflanzenteile hinterlassen aber einen etwas schalen Geschmack am Gaumen. Dieser Effekt kann durch einlegen über Nacht in Zitronen- oder Essigsäure gemildert werden. Die Blütenknopen können als hübsche Ess-Deko oder auf viele andere Arten in der Küche eingesetzt werden.
Tee:
Der berühmte Russische Tee oder Ivan-Tee oder Koptische Tee ist ein fermentierter Weidenröschentee. Das schmalblättrige Weidenröschen wird im im Russischen daher auch als Iwantee-Weidenblatt bezeichnet. Geschmacklich erinnert dieser Tee stark an Schwarztee und soll verschiedenste Heilwirkungen haben. Vor der Verbreitung des heute gebräuchlichen Schwarztees war der Iwan-Tee weit verbreitet und wohl bekannt.
Aus den Samenhaaren können Kerzendochte geflochten werden. Die nordamerikanischen Haida (Alaska, Britisch-Columbia) verarbeiteten die äußeren Fasern der Stängel zur Herstellung von Schnüren, aus welchen Fischernetze geknüpft werden. Andere Ureinwohner verwendeten die langen Samenhaare, um sie zusammen mit Ziegenwolle zu Decken und Umhängen zu weben. In Russland werden damit gelegentlich noch Kissen befüllt.
Volksmedizin: Weidenröschen wirken entzündungshemmend und antimikrobiell. ANgewendet werden sie bei Prostatabeschwerden sowie Magen-, Nieren- und Darmentzündungen.
Tipps & Wissenswertes:
Aufgrund ihrer Eigenschaften als Pionierpflanze vermehrte sich das Schmalblättrige Weidenröschen stark auf den entstandenen städtischen Schutt- und Trümmerflächen und ließ diese erblühen. Die zuvor im städtischen Bereich eher unbekannte Pflanze erhielten den volkstümlichen Namen „Trümmerblume“.
Quellen:
wikipedia
Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen AT Verlag
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