Deutscher Name: Edelkastanie, Maroni
Synonyme: Ess-Kastanie, Maroni, Marone, Kesten (Steiermark)
Botanisch: Castanea sativa
Familie: Buchengewächse
Einer unserer schönsten und wertvollsten Bäume für größere Gärten und Parks
Für gute Erträge sollten mindestens zwei Bäume vorhanden sein
Höhe: Wuchs: variabel, sehr standortabhängig, ca. 10 – 15 (bei uns selten 20+) m
Blütezeit: Anf. Juni – Ende Juli; recht spät, wertvoller Sommerblüher!
Blüte: gelbe, hängend abstehende, lange Kätzchen, in guten Jahren sehr zahlreich erscheinend. Duftend. Es wird reichlich Pollen produziert.
Wilde Edelkastanien wachsen ganz im Gegensatz zu verdelten Sorten bereits in der Jugend rasch und gewinnen bald an Höhe.
Edelkastanien sind einhäusig getrenntgeschlechtig, das heißt die männlichen und weiblichen Blütenorgane befinden sich zwar in getrennten Blüten, aber auf ein und demselben Baum. Weil männliche und weibliche Blüten auf einem Baum aber nicht zur selben Zeit blühen, können sich einsame Bäume nur schlecht oder nicht befruchten. Dies ist ein Kniff der Natur um einen höheren genetischen Austausch zu erreichen. Daher lautet die Empfehlung mindestens 2 Maronibäume zu pflanzen. Damit eine bessere Bestäubung stattfinden kann.
Die Staubfäden der männlichen Blüten sind recht auffällig, während die becherförmigen, weiblichen Blüten unscheinbar sind.
Vermutlich stellen Edelkastanie ein Beispiel für ein Übergangsstadium von Insekten- zu Windbestäubung dar. Insektenbestäubung erfolgt eher bei feuchter Witterung, weil der Pollen dann klebriger ist. Bei trockener Witterung wird der Pollen auch durch den Wind vertragen. Die Bildung von Nektar und klebrigen Pollen sowie der starke Geruch der Kätzchen deuten auf Insektenbestäubung hin. Windbestäubung kann über Distanzen von 20, sogar 100 Kilometern erfolgen, allerdings ist die Pollendichte nur innerhalb von 20 bis 30 Metern einigermaßen ausreichend.
Die Wildform der Edelkastanie beginnt erst nach etlichen Jahren zu blühen.
Die eigentlichen Früchte sind glänzende, dunkelbraune Nüsse, die von einem stacheligen Fruchtbecher (Cupula) umgeben sind. Die zahlreichen feinen Stacheln sind anfangs grün und zur Reife gelbbraun. Bei Vollreife öffnet sich der Fruchtbecher mit vier Klappen und entlässt die ein bis drei Früchte. Bei manchen Bäumen fällt der Fruchtbecher auch komplett mit den darin enthaltenen Nüssen ab.
Unsere Wilden Kastanien lassen sich allerdings gerne Zeit, bis sie die ersten Früchte tragen. Ab einem Alter von 10 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit mit jedem Jahr, dass der Baum das erste Mal blüht. Es hängt auch viel vom Standort (Mikroklima, Boden) ab und der genetischen Ausstattung des Baumes, ab welchem Alter tatsächlich Früchte gebildet werden. Bei veredelten Sorten ist dies anders, denn hier ist der veredelte oberirdische Strauch bereits beim Veredeln in der Fruchtreife und fruchtet so teilweise schon im Pflanzcontainer. Sorten wachsen allerdings wesentlich schwächer und sind anspruchsvoller als die Wildform. Sorten entwickeln sich nicht zu großen Bäume.
sehr typisches, ca. 15 – 20 cm langes Blatt. Der Rand hat ist wuchtig gesägt, die Oberseite glänzt.
Herbstfarbe: gelb bis leuchtend gelb, beim Abfallen braun werdend
Ein warmer Sommer und ein langer Herbst sind für eine gute Reife der Früchte sehr hilfreich.
Die Jahresmitteltemperatur sollten bei der wärmeliebenden Baumart zwischen 8 und 15 °C liegen bei warmen Herbsten und mindestens sechs Monaten über +10 °C. Kastanien sind empfindlich gegen Spätfröste.
Edelkastanien brauchen ausreichend Jahresniederschlag, vertragen aber sommerliche Trockenheit sehr gut. Niederschlagsmengen zwischen 600 und 1600 mm pro Jahr sind ideal. Eine verregnete Blütezeit im Juni wirkt sich schlecht auf die Fruchtentwicklung aus. In dürregefährdeten Lagen und in Gebieten mit ausgeprägter Sommertrockenheit, sowie auf staunassem Boden gedeiht sie nicht oder nur mangelhaft. Die Edelkastanie ist eine Lichtbaumart.
In südlicheren Lagen erduldet sie auch viel Beschattung durch umliegende Bäume. Je weiter im Norden umso höher ist ihr Lichtbedarf.
Der ideale Boden ist frisch, locker, tiefgründig und kalkarm. Edelkastanien bevorzugen neutrale bis leicht saure Böden. Sie sind kalkmeidend ertragen aber einen niedrigen Kalkgehalt, sofern der Boden entsprechend andere günstige Eigenschaften aufweist. Auf sehr schweren, schlecht durchlüfteten Böden gedeiht sie nicht gut. Es empfiehlt sich bei eher undurchlässigen, lehmigen Böden in Böschungslagen zu setzen. Überschüssiges Wasser nach langen Regenfällen oder bei Schneeschmelze kann rasch abrinnen und die Wurzeln bekommen ausrechend Sauerstoff.
Insgesamt sind Edelkastanien aber recht bodentolerant. Staunässe wird schlecht vertragen.
Gesichert werden Edelkastanien seit der Antike im gesamten Mittelmeerraum wie auch den nördlich angrenzenden Gebieten angebaut. Das natürliche oder ursprüngliche Verbreitungsgebiet lässt nicht mehr genau feststellen.
Vereinzelte Pflanzungen und Bestände finden sich nördlich der Alpen bis nach Deutschland und Südskandinavien. Wobei die Früchte nördlich des 48. bis 50. Breitengrades (noch) nicht regelmäßig ausreifen. Hier wird die Edelkastanie als Holzlieferant und als Parkbaum gepflanzt.
Größere Bestände auch zur Ernte finden sich in Spanien, Frankreich, Ungarn, Italien und den Balkanländern.
Im Alpenraum vorwiegend in der Schweiz und Südtirol. In Deutschland eher punktuell in den wärmebegünstigten Lagen wie im Westlichen Schwarzwald, der Rheinebene, an Nahe, Saar und Mosel, im Odenwald und Taunus sowie am Main.
Die wilde Form der Maroni wächst in der Regel deutlich rascher und wird größer als die meisten am Markt erhältlichen Sorten. Somit sind sie eher für größere und große Gärten geeignet. Bei gutem Platzangebot ist die Verwendung als charaktervoller Hausbaum oder eleganter Schattenspender jedenfalls eine absolute Bereicherung.
Vergleicht man sie nun mit heute sehr beliebten und häufig gesetzte, meist exotischen Baumarten wie Blauglockenbaum (Paulownien), Tulpenbäume, Amerikanische Roteiche wundert es, dass Edelkastanien gerade als raschwüchsige Wildform nicht häufiger gesetzt werden, da sie nicht nur schöne sondern auch bei einsetzendem Ertrag wertvolle Obstbäume sind. Der Wert für die Tierwelt kann nicht genug betont werden.
Auch im Sortiment der meisten Baumschulen finden sich immer noch eher amerikanische oder asiatische Solitärgehölze als unsere wohlvertraute Edelkastanie.
Außerhalb unserer Gärten sind Edelkastanien auch in Gemeinden und Städten ausgezeichnete Parkbäume, die viel öfter verwendet werden sollten. Welch Freude ist es für Kinder selber Maroni zu sammeln und daheim zu naschen.
Übrigens wurden Kastanien früher aufgrund ihres hohen Stockausschlagvermögens in Niederwaldwirtschaft gehalten und alle 30 – 40 Jahre „Auf den Stock gesetzt“ also komplett bodennah abgeschnitten.
So gelingen auch deine Maroni: Die Maroni (Früchte) werden seitlich nur leicht eingeritzt. Wir legen sie dann auf die recht heiße Herdplatte eines normalen Küchenherdes. Immer wieder müssen die Kastanien gewendet werden z.B. mit einem Kochlöffel damit sie nicht zu stark ankohlen. Die Hitze sollte so hoch sein, dass die Schale der Kastanien mit der Zeit schwarz anbrennt. Sie werden sozusagen geröstet Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür.
Auch auf einem Grill mit engmaschigem Gitter können die Kastanien gut geröstet werden.
Die Edelkastanie ist ein außergewöhnlich wertvoller Baum für unsere Tierwelt. Und zwar nicht nur was die reine Anzahl der Tierarten betrifft. Sie wird auch von völlig verschiedenen Tierarten oder Organismengruppen mannigfaltig genutzt.
Neben Insekten nutzen viele Vogel- und Säugetierarten die Kastanie auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
Bienen und Insekten: Jeder Imker weiß es: Die Edelkastanienblüte ist hoch beliebt bei unseren Honigbienen aber auch sehr ergiebig und der Honig hat ein typisch kräftiges Aroma.
Aber auch Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und eine Vielzahl anderer Insektenarten nutz die reiche Blüte. Sowohl Pollen als auch Nektar werden reichlich abgesondert.
Die meisten dieser Insekten besuchen fast ausschließlich männliche Blüten.
Auch die sehr raue Borke dient vielen Insekten und anderen Tierarten als wertvoller Lebensraum oder Versteck.
Etliche Schmetterlinge legen ihre Eier an den Kastanien ab. Deren Raupen wiederum fressen an den Kastanien und entwickeln sich auf oder an den Bäumen wieder zum fertigen Schmetterling.
Neben den Bienen konnten bisher 134 weitere Insektenarten aus sechs Ordnungen, vorwiegend Käfer gezählt werden.
Die sogenannten Plumsfrüchte sind für Eichhörnchen, Siebenschläfer, div. Mäusearten, Krähen und Eichelhäher eine wichtige Nahrungsquelle. Die Tiere verstecken Nahrungsvorräte im Boden, vergessene Früchte keimen dann im Frühjahr aus. So tragen diese Tierarten ganz wesentlich zum Erhalt der Bestände bei. Aus Samen gekeimte Bäume tragen erstmals nach etwa 7 – 10, manchmal aber erst nach 25 bis 30 Jahren Früchte.
Auch unsere großen, wilden Säugetiere wie Rehe, Hirsche und Wildschweine lieben die Maronen.
Kastanien neigen im hohem Alter zu Astbrüchen und Höhlenbildung. So entstehen besonders wertvolle Lebensräume für Höhlenbewohner (im Wald wilde Honigbienen, der seltene Eremit bis hin zu Uhu und Wildkatze)
Maronen sind ein hervorragendes und besonders wertvolles Nahrungsmittel. Sie haben einen zart süßen, nussigen und runden Geschmack.
Die bekannteste Zubereitungsform ist wohl das Kastanienrösten. Mittlerweile ein wohlvertrautes Bild sind die zahlreichen Kastanienbrater in der kalten Jahreszeit.
Kastanien sind auch gekocht sehr vielseitig verarbeitbar. Kochen ist zudem eine besonders schonende Zubereitungsform.
Kastanien werden gekocht oder geröstet als Beilage verwendet oder als Salatzutat. Sie werden zu Huhn, Truthahn, Schwein, Gas und Hase als Beilage gereicht oder zum Füllen verwendet.
Als Süßigkeit werden Kastanien zu den bekannten Marrons glacés, zu Vermicelles, Mousse, Creme und Eiscreme verarbeitet. Traditionelle Desserts sind castagnacci (Kastanienbrot), necci (Pfannkuchen), Pudding und ballotte (Kastanien in Fenchelwasser gekocht).
Weil Kastanien glutunfrei sind, kann das Mehl von Zöliakie-Betroffenen als Getreide-Ersatz verwendet werden.
Früher wurde das aus getrockneten und geriebenen Kastanien gewonnene Mehl noch häufig verwendet. Sei es als Streckmehl oder um Speisen zu aromatisieren.
Inhaltsstoffe: viele gesundheitsförderliche Stoffe sind in Kastanien enthalten. Mineralien, Spurenelemente (z.B. Mangan, Kupfer), ungesättigte Fettsäuren, Aminosäuren, seltene Vitamine, Proteine aber einen eher geringen Fettanteil
Der 1938 aus den USA eingeschleppte Kastanienrindenkrebs hat bei uns in Mitteleuropa und darüber hinaus große, nachhaltige Schäden an den Kastanienbeständen angerichtet.
Doch die gute Nachricht: Die Kastanienbestände erholten sich in den letzten Jahrzehnten durch Ausbildung von Resistenzen zunehmend von der Krankheit. Immer wieder treiben sogar geschwächte, alte Bäumen wieder gesund durch. Man geht davon aus, dass sich die Bestände nachhaltig erholen sollten. Doch auch durch ganz andere Ursachen wie Landflucht, eine Industrialisierung unserer Landschaft und andere Essgewohnheiten sind die einstmals sagenhaft großen Bestände unserer südlichen Nachbarn bis heute stark geschrumpft.
Vom Mittelalter bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Edelkastanie in den Bergregionen Südeuropas das Hauptnahrungsmittel der Landbevölkerung, da sie anspruchsloser als z. B. Weizen ist.
Erstmals seit vielleicht mehr als 150 Jahren könnten die Bestände der Kastanie auch begünstigt durch die klimawandelbedingte Erwärmung wieder auf dem Vormarsch sein.
as Holz der Edelkastanie ist im Außenbereich extrem dauerhaft. Es zählt neben Eichen und der Scheinakazie bzw. Robinie zu den dauerhaftesten Hölzern, die in unseren Breiten wachsen. Die Verwendung als Strommasten oder noch vor wenigen Jahrzehnten als Bretterboden in Viehställen verdeutlicht die enorme Dauerhaftigkeit. Im voll bewitterten Außenbereich hält Kastanie mehrere Jahrzehnte lang.
Heute kommt uns das Holz vor allem in Form der schönen Staketenzäune wieder unter. Auch als Weingartensteher ist Kastanienholz beliebt.
Interessante Infos zu Wildformen: Auch bei den Wildformen haben die verschiedenen Bäume durchaus ganz spezifische Merkmale. Nicht nur was Wuchs und die Anpassung an jeweilige Standorte betrifft. Auch Reifezeit und Früchte unterscheiden sich teils stark voneinander. Es gibt früh, mittel und spät fruchtende Bäume. Auch im selben Gebiet und direkt nebeneinander. Es gibt Bäume mit besonders großen aber auch kleineren Früchten. Bäume mit hellen, dunklen, eckigeren, runderen Fruchten. Laut meinem Vater, der Kastanien seit seiner Kindheit erntet, unterscheiden sich die einzelne Bäume sogar im Geschmack der Früchte untereinander.
Edelkastanien erreichen in der Regel ein Alter von 500 bis 600 Jahren. In Mitteleuropa werden sie kaum über 200 Jahre alt, in Westeuropa können sie bis 1000 Jahre alt werden.
Gut zu wissen:
Die in Europa weit verbreitet gepflanzten Rosskastanien sind trotz vieler Ähnlichkeiten weder mit der Edelkastanie verwandt noch sind die Früchte der Rosskastanie zum menschlichen Verzehr geeignet.
Es gibt mehrere hundert, wahrscheinlich über 1000 Sorten, die meisten davon nur kleinräumig angebaut. Allein in Frankreich sind über 700 Sorten registriert. Die Vermehrung der Sorte erfolgt ausschließlich vegetativ durch Veredelung auf Wildformen. Sorten können also nicht über Sorten weitervermehrt werden.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Edelkastanie
Hinweis zu medizinischen Inhalten und Wirkungsweisen:
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