Deutscher Name: Wilde Möhre
Synonyme: Wildmöhre
Botanisch: Daucus carota
Familie: Doldenblütler
uralte Heil- und Nahrungspflanze | Schwalbenschwanzfutterpflanze | zweijährig
Höhe: (20) 40-100 (120) cm
Blütezeit: (Mai) Juni-September
Blüte: Die nektarführenden Scheibenblumen stehen in einer zusammengesetzten Dolde (bärenklauartig). Im voll aufgeblühten Zustand ist die Dolde flach gewölbt.
In der Doldenmitte der 15-50 kleinen Döldchen sitzt oft eine (selten wenige) dunkle, schwarzrote, weibliche Blüte. Diese soll auf bestäubende Insekten eine Signalwirkung ausüben und diese anlocken.
Frucht/Samen:Fruchtreife zwischen Juli und September
Die Früchte sind zerfallende Klettfrüchte. Ihre Samen sind 15-40 Jahre keimfähig. Die Dolden der Möhre sind bei Trockenheit gespreizt und bei Feuchtigkeit als „Vogelnest“ ganz typisch zusammengezogen, d.h. sie sind hygroskopisch beweglich.
Als Wintersteher bleiben die Wilden Möhren auch als bereits abgestorbene Pflanze noch lange über die Vegetationsperiode hinaus stehen.
Am zusagenden, offenen Standort findet eine gute Aussaat statt.
Blatt: Zwei- bis vierfach gefiederte, deutlich behaarte Laubblätter, der Stängel ist borstig behaart.
Beim Zerreiben riechen sie möhrenartig. Noch stärker und deutlicher riecht die weißliche Wurzel, wenn man sie anschneidet oder quetscht.
Wurzel: Im Gegensatz zur Gartenmöhre besitzt sie eine bleiche, gelblich, weiße meist kleinfingerdicke Wurzel. Wenn man sie anschneidet, verströmt sie einen angenehmen Möhrenduft.
Die Pfahlwurzel kann bis zu 80 cm tief wurzeln und übersteht daher auch Trockenperioden gut Die essbare Wurzel hat im Gegensatz zur Karotte keine gelblich oder orange Farbe.
Herbstfarbe: gelb-orange
Wuchs: Als typisch zweijährigen Pflanzen bildet sie im ersten Jahr ihres Lebens eine Blattrosette und entwickeln erst im zweiten Folgejahr die Blüte aus. Die Wurzel beginnt zu verholzen, sobald sich im 2. Standjahr der Blütenspross bildet. Daher ist die Wilde Möhre vor allem im ersten Jahr, ohne Blüte für Nahrungszwecke geeignet.
Verwendung im Garten: wichtiger Schmetterlings- und Bienenmagnet. Auch im Heil- und Küchengarten steht ihr ein Ehrenplatz zu.
Lebensraum, Standort: Sonnige, trockenwarme, offene Standorte wie Wiesen, extensive Weiden, Straßen- und Wegesränder und auch Trockenrasen.
Boden: Nicht anspruchsvoll, von sandig, steinig bis hin zu schweren, lehmigen Böden ist ihr fast alles recht, was nicht zu nass ist.
Vorkommen: Europa, Kaukasusraum, Nordafrika, West- und Zentralasien noch weit verbreitet.In gemäßigter Klimazone vom Flach- bis ins Hügel- und niedrige Bergland
Mit vielen unserer heimischen Wiesenblumen ideal kombinierbar. z.B. Wiesen- und Sakbiosenflockenblume, Wiesenwitwenblume, Wiesenmargerite, Dost, Knäuelglockenblume, Ackerglockenblume, Wiesenstorchschnabel, Wegwarte
Nektar und Pollen sind sehr leicht zugänglich. Daher wird die Wilde Möhre von einer besonders hohen Zahl unterschiedlicher Insekten genutzt.
Fliegen und Käfer landen immer gerne dort, wo schon andere Artgenossen sitzen. Deshalb bezeichnet man die dunkle Möhrenblüte in der Mitte der Doldenblüte auch als Fliegenattrappe.
Wildbienen:
Die Wilde Möhre hat eine ausgesprochen hohe Attraktivität und Wichtigkeit für unsere Wildbienen. Sie dienen als Hauptpollenquelle für Sandbienen. Etwa die deutschlandweit vom Aussterben bedrohte Fahlbeinige Kielsandbienen (Andrena pallitaris) und die Glanz-Schmalbiene (Lasioglossum laeve).
Insgesamt nutzen etwa 25 verschiedene Arten den Pollen der Wilden Möhre als Proviant für ihren Nachwuchs.
Natürlich besuchen auch die Honigbienen und Hummeln die Blüten.
Schmetterlinge:
Besonders für den Schwalbenschwanz (Papilio machaon) und für viele Nachtfalter eine bedeutsame Raupenfutterpflanze.
Neben den Kulturformen der Möhre ist die Wilde Möhre die wichtigste natürlich vorkommende Nahrungsquelle für die Raupe des Schwalbenschwanzes, der sich gern auch am Stängel verpuppt. Der Schwalbenschwanz schätzt eher offene, wenbig dichte Wiesen.
Auch die Raupen von Englischem Bär und der Gammaeule haben die Wilde Möhre zum Fressen gerne. Viele Tag- und Nachtfalteralter lieben den Nektar der wilden Möhre.
Nicht nur Wildbienen und Schmetterlinge , auch zahlreiche andere Insektengruppen wie Wanzen, Florfliegen und Käfer laben sich an dem reichhaltigen Nektar- und Pollenangebot. Ein Rüsselkäfer, der Marmorierte Steppenrüssler (Mecaspis alternans) kann sich nur an Wilden Möhren entwickeln, die auf offenen Magerrasen oder Schotterflächen wachsen. Auch als heimelige Schlafstätte werden die Doldenblüten und Samenstände von Insekten genutzt.
Sogar Vögel wie etwa der Distelfink verköstigen sich an den Samen der Wilden Möhre.
Die Wilde Möhre wird schon seit Urzeiten vom Menschen als Nahrungs- und sicher auch Heilmittel genutzt. Zwar ist aus heutiger Sicht die Wurzel herber und weniger zart als Kulturmöhren. Nur hat es diese ja erstens damals nicht gegeben, man musste essen, was zu finden war. Und unsere Wildpflanzen haben ein wesentlich höheres Maß an wertvollen Inhaltsstoffen. Die Wurzel enthält sehr viel Vitamin B und Provitamin A.
Diese gingen züchterisch vielfach zugunsten eines milderen und bekömmlicheren Geschmackes verloren.
Um die Wilde Möhre kulinarisch zu nutzen, muss sie im ersten Jahr geerntet werden. Im zweiten Jahr, wenn die Blüte gebildet wird, ist sie zu fest bzw. verholzt, um sie in der Küche zu verwenden. Im zweiten Jahr kann noch flott im frühen Frühjahr gesammelt werde. Jedenfalls noch bevor die Blüte sich bildet.
Im Prinzip kann die wilde Möhre gleich unserer Kulturmöhre verwendet werde. Sogar Kaffeeersatz wie etwa auch bei der Wegwarte kann hergestellt werden. Dazu wird die Wurzel in kleine Stücke geschnitten und ohne Fettzugabe unter ständiger Beobachtung und Bewegung leicht braun geröstet.
Die vor allem jungen Blätter bis Mai haben ein angenehmes Karottenaroma und können fein gehackt für Salate, Gemüsegerichte, Suppen, Eierspeisen, Pestos, Smoothies verwendet werden.
Je fortgeschrittener das Jahr, umso herber werden sie im Geschmack. Einfach ausprobieren!
Getrockneten Früchte dienen als Gewürz für vielerlei Gerichte, Gebäck, Suppen, Gemüsespeisen, Müslis, Obstsalate und vieles mehr, können so veredelt werden.
Nachgewiesen wurden der Wilden Möhre harndurchspülende, antioxidative und leberschützende Wirkung. Arzneilich verwendet wird vor allem das aus den Samen gewonnene Öl oder aus den reifen Samen zubereiteter Tee.
Carotinoide sind auch bei der Wildmöhre in beachtlicher Menge enthalten. Beta-Carotin wird im Körper zum Vitamin A umgewandelt, was wichtig für Haut und Sehvermögen ist. Vor allem das Sehen bei Dunkelheit wird unterstützt. Die Carotinoide besitzen außerdem ein hohes antioxidatives Potential und schützen vor hohen Blutzuckerwerten.
Die Wirkstoffgruppe der Polyacetylene wird im Moment intensiv beforscht. Sie wirken nachweislich stark antikanzerogen, antibakteriell und auch fungizid (gegen Pilze). Die Universität von Newcastle in England konnte tumorhemmende Wirkung nachweisen. Wie dies in modernen Therapien eingebunden werden kann, bleibt abzuwarten.
Ein positiver Effekt auf die Regulation des Blutzuckers soll auftreten.
Der Tee wird aus den reifen Früchten gebrüht, wobei diese noch eine leicht grüne Farbe haben dürfen. Man erntet somit im Spätsommer, wenn sie etwas abgereift sind. Am einfachsten wird die ganze Dolde geernetet und an einem warmen, schattigen Platz getrocknet. Die Früchte können dann bald abgerebelt werden. Aber auch der bereits frisch geerntete Same kann aufgegossen werden.
Die Früchte vor dem Aufgießen kurz anmörsern. Davon 1 EL mit ca. 250 ml heißem Wasser aufgießen und 8-10 Minuten ziehen lassen. Der harntreibende Tee ist von einem angenehmen, etwas bitteren Aroma. Bei Blasen- und Harnwegsinfekten ist er eine gute Wahl, können sich doch hier die antibakteriellen Eigenschaften ihre Arbeit tun. Aufgrund der menstruationsfördernden Wirkung sollte der Tees aus den Früchten nicht während einer Schwangerschaft zur Anwendung kommen.
Lichtkeimer
Nicht oder nur minimal mit Erde übersieben. Bei Überdeckung des Saatgutes mit Erde erfolgt keine Keimung.
Kaltkeimer
Der einfachste Weg, Kaltleimer zur Keimung zu bringen, ist es, die Aussaat in Aussaatkistchen über den Winter im Freiland zu belassen. Der natürliche Winterverlauf mit Niederschlag auch in Form von Schnee ist ideal zum Abbau der keimhemmenden Stoffe im Samenkorn.
Kaltkeimer werden zum Teil nicht ganz zutreffend immer noch als Frostkeimer bezeichnet. Die Aussaat muß während der ersten 2 – 4 Wochen warm (ca. +18 bis +22°C) und gut feucht gehalten werden. Danach für etwa 4 – 6 Wochen einer kalten Temperatur zwischen 0 und + 4°C auszusetzen. Nur bei vielen Hahnenfußgewächsen sind Temperaturen um – 5°C von Vorteil. Allerdings nur dann, wenn das Saatgut ausreichen trocken ist.
Werden die empfohlenen Temperaturen während dieser Kühlperiode über- oder unterschritten, ist dies nicht schädlich. Allerdings ist die Kühlperiode entsprechend zu verlängern, denn der Aufbau von keimauslösenden Stoffe hat sich während dieser Zeit verlangsamt oder stand still.
Werden Aussaaten in der Kühlperiode mit Schnee bedecket, ist das vorteilhaft. Die Temperatur darunter hält sich meistens in dem günstigen Bereich von –4 bis 0°C, es bleibt feucht, und der schmelzende Schnee nagt an der Samenschale, macht diese poröser, was das Durchbrechen des Keimlings erleichtert.
Nach dieser Kühlperiode dürfen keinesfalls sofort hohe Temperaturen angewandt werden. Günstig sind Temperaturen zwischen +5 und +12°C. Dies gilt auch dann, wenn die Keimung bereits im Gange ist!
Die Aussaat von Kaltkeimern erfolgt also idealerweise ab dem späten Herbst bis in die Monate Jänner, Februar hinein im Freiland, im einem kalten Kasten oder auch im Kalthaus.
Mögliche Kältebehandlung von Kaltkeimern
Für eine die ideale Aussaat können die Samen auf feuchtem Sand auf einer Plastikfolie ausgebreitet werden.Der optimale Zeitpunkt dafür ist zwischen Jänner und Februar. Anschließend kann die Folie zusammengerollt und im Gemüsefach des Kühlschranks für 10 – 14 Tage aufbewahrt werden. Um die Keimung anzuregen ist die Kälte von 0° bis 4° Celsius als Anreiz notwendig. Nach der Aufbewahrung im Kühlschrank kommen die Samen in die Saatschale wo sie für einige Tage einer Temperatur von ca. 12° Celsius ausgesetzt werden. Bis zum Auspflanzen können die Keimlinge auf der warmen Fensterbank gelagert , unter konstanter Befeuchtung gelagert werden.
Tipps & Wissenswertes:
In der Doldenmitte ist oft eine dunkel, schwarzrote weibliche Blüte ausgebildet. Aufgrund der dunklen Farbe wurde diese historisch als „Mohrenblüte“ bezeichnet. Von daher stammt übrigens auch der Name Mohrrübe.
Die in Mitteleuropa heimische Wilde Möhre ist ein Elternteil der Gartenmöhre oder Karotte. Die Gartenmöhre ist vermutlich ein Kreuzungsprodukt aus der Wilden Möhre, der südeuropäischen und evtl. der orientalischen Möhre
Quellen:
wikipedia
Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, AT-Verlag
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Hinweis zu medizinischen Inhalten und Wirkungsweisen:
Die hier vorgestellten Inhalte geben lediglich einen Überblick über die medizinische Nutzung. Sie stellen keine Empfehlung zur Anwendung dar. Bitte suchen Sie daher immer das Gespräch mit einem Arzt oder Apotheker.
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